Spezielle Therapieformen
Unter speziellen Therapieformen verstehen wir weiterführende Therapietechniken sowie alternativ - medizinische Anwendungen für spezielle Krankheitsbilder.
Bindegewebsmassage nach Dicke
Bei der Bindegewebsmassage nach Elisabeth Dicke wird nach einem strengen Behandlungsaufbau vorgegangen. Ausgangspunkt einer jeden Behandlung ist eine ganzkörperliche Betrachtungsweise. Im Mittelpunkt der Befunderhebung steht die Hautfaltentastung nach Kibler. Man geht davon aus, dass die subkutanen Störungen des ganzen Körpers (Subcutane Turgorveränderungen, Adhäsionen, Narbenstörungen und Sensibilitätsstörungen) untereinander korrespondieren.
Segmentmassage
Die Segmentmassage beseitigt reflektorische Veränderungen in den Segmenten des Körper, da Gewebe und Organe vom gleichen Rückenmarksabschnitt (Segment) beeinflußt werden. Der Mensch hat 6 Kopf-, 12 Brust-, 5 Lenden- und ein Steißbeinsegment. Mit der Segementmassage erreicht man eine reflektorische Beeinflussung innerer Organe, eine periphere Durchblutung sowie eine Entspannung der hypertonen Muskulatur. Zum Einsatz kommen der Säge-, Schub-, Zug-, Anschraub- und Zwischendornfortsatzgriff sowie verschiedene Streichungen. Die Massage erfolgt nach speziell ausgearbeiteten Behandlungsplänen, wobei die Reihenfolge der anzuwendenden Griffe vorgegeben ist.
Fußreflexzonenmassage nach Maquard
Die Fußreflexzonenmassage ist seit jeher eine alternative Diagnose- und Heilmethode. Der Fuß kann in viele Areale aufgeteilt werden, die jeweils durch Energiebahnen mit einem Organ verbunden sind. Bei der Fußreflexzonenmassage geht man also davon aus, dass die Körperorgane und Körperbereiche auf bestimmten Arealen der Füße abgebildet sind. Daher ist es möglich, über die Füße bestimmte Körperbereiche zu stimulieren, um dadurch die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Akupunktmassage nach Penzel
Die Akupunktmassage ist eine der ältesten Meridiantherapien. Sie hatte im asiatischen Raum ihren Ursprung und wurde von dem bekannten Masseur Willy Penzel weiterentwickelt. Die Akupunktmassage nach Penzel arbeitet mit der Grundlage der chinesischen Energielehre, wobei primär entlang der Meridiane massiert wird, die einen Energiemangel aufweisen. Sekundär kann der Akupunkturpunkt noch mitstimuliert werden. Ein weiterer Bestandteil einer Behandlungsserie ist neben der Meridianbehandlung auch die spezielle Narbenpflege und die energetische Wirbelsäulenbehandlung.
Lymphdrainage nach Dr. Vodder
Die manuelle Lymphdrainage ist eine spezielle Massagetechnik, mit dem Ziel der Entödemisierung des Gewebes (Abtransport von Gewebsflüssigkeit). Ein Ödem ist eine schmerzlose Ansammlung von eiweißhaltiger und wäßriger Flüssigkeit in den Gewebespalten, wodurch Schwellungen auftreten. Ziel dieser Art der Massage ist es, die Schwellungen und Verklebungen durch das Eiweiß zu beseitigen, eine Entstauung der betroffenen Körperregion (häufig der Arme oder Beine), Schmerzfreiheit und eine Neubildung von Lymphgefäßen an den Unterbrechungsstellen zu erreichen. Im Anschluss an die manuelle Lymphdrainage ist eine aktive Bewegungstherapie zu empfehlen.
Triggerpunktbehandlungen
Die Triggerpunktbehandlung hat als Ziel die Eliminierung sogenannter myofaszialer Triggerpunkte. Hierbei handelt es sich um lokal begrenzte Verhärtungen in der skelettalen Muskulatur, die lokal druckempfindlich sind und von denen übertragene Schmerzen ausgehen können. Die therapeutischen Möglichkeiten richten sich neben der Prophylaxe (Vorbeugung) dauerhaft verkürzter oder fehlbeanspruchter Muskeln, gezielt auf die Deaktivierung der permanent kontrahierten Muskelfasern.
Bobaththerapie
Das Bobath-Konzept wurde 1943 von der Krankengymnastin Berta Bobath und ihrem Ehemann, dem Neurologen Dr. Carl Bobath entwickelt, als Frau Bobath erkannte, dass sich die Spastik in Abhängigkeit von der Lagerung und Stellung des Körpers entwickelt.
Ziele des Bobath-Konzeptes:
Verbesserung der hemiplegischen Seite in Koordination mit der gesunden Seite; Wiedererlernen verlorengegangener Bewegungsfähigkeiten; Hemmung der Spastizität und der abnormen Haltungs- und Bewegungsmuster; Entwicklung der Körpersymmetrie und des Gefühles von Körpermitte; Verhindern von Schmerzen und Kontrakturen; Erhöhen von Selbstständigkeit und Sicherheit in alltäglichen Situationen.
Beckenbodengymnastik
Das Beckenbodentraining, nach seinem Erfinder Dr. Arnold H. Kegel, dient dazu, die Muskulatur des Beckenbodens zu trainieren. Ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur ist für viele Menschen schwierig, weil es sich dabei um "unsichtbare", im Körperinneren verborgene Muskeln handelt. Bei Frauen kann es in Folge von Schwangerschaft und Geburt, Übergewicht und Alterung zu Blasensenkungen und Gebärmuttersenkungen kommen, was auch zu Harninkontinenz oder sogar Stuhlinkontinenz führen kann.
Männer sind aufgrund ihrer unterschiedlichen Anatomie im Vergleich zu Frauen wesentlich weniger von den Folgen eines schwachen Beckenbodens betroffen. Allerdings gehört ein Beckenbodentraining zur unerlässlichen Rehabilitation z.B. nach Prostataoperationen.
Ein richtig und regelmäßig durchgeführtes Beckenbodentraining ermöglicht die Stärkung und Straffung der Beckenbodenmuskulatur und dient somit etwa der Vorbeugung und Behandlung einer Harninkontinenz infolge Beckenbodenschwäche und Überlastung der Schließmuskeln.
Kinesio-Taping
Kinesio-Taping gehört zu den wohl revolutionärsten Behandlungsmethoden der heutigen Zeit. Die aus Japan stammende Therapie unterstützt das gesamte physiotherapeutische Spektrum. Das aus reiner Baumwolle hergestellte Tape ist frei von Wirkstoffen und durch spezielle Anlegetechniken verbessert es die Muskelfunktion (Muskelverspannungen, Disharmonien), unterstützt Gelenke (Verbesserung der Stabilität und Beweglichkeit), reduziert Schmerzen und aktiviert das Lymphsystem (Lymphödeme, Postoperative Nachsorge z.B. nach Brustkrebsoperationen). Von Muskelverspannungen und Rückenschmerzen, über Tennisarm und Migräne bis hin zu Regelschmerzen und Miktionsstörungen. Kinesio Taping besitzt ein außerordentlich breites Anwendungsgebiet.
Manualtherapie nach G.D.Maitland
Bei der Manualtherapie handelt es sich um eine genaue und ausgefeilte Diagnostik von Funktionsstörungen im Bewegungssystem. Mit Hilfe gezielter Mobilisationen und Manipulationen lassen sich Wirbelsäulen- und Gelenkserkrankungen behandeln. Die Manualtherapie hat sich heute zu einem voll in die Schulmedizin integrierten interdisziplinären klinischen Teilgebiet entwickelt.
Der Therapeut legt in der Behandlung großen Wert auf die ständige analytische Beurteilung vor, während und nach der Anwendung jeder Technik bzw. jeder Therapieeinheit.
Craniosakrale Therapie
Craniosacrale Therapie ist eine alternativ - medizinische Anwendung, die eine Tiefenentspannung bewirkt und die Einheit von Körper, Geist und Seele betont. Sie geht zurück auf den amerikanischen Chirurgen Dr. John Upledger und hat sich aus der Osteopathie entwickelt. Im Zentrum der Behandlung steht das zentrale Nervensystem (Dura-Rückenmarkshaut), das durch Verletzungen körperlicher oder seelischer Natur verspannt sein kann. Der Therapeut spürt diese Verspannung durch einen veränderten craniosacralen Rhythmus und kann sie durch sanfte Mobilisationstechniken (max. 5 Gramm Druck) z.B. Beispiel an den Schädenknochen, lösen. Dadurch sollen Selbstheilungskräfte aktiviert und Zugang zur „Inneren Weisheit“ geschaffen werden. Indikationen sind Migräne, Schwindel, Tinnitus, chron. Rücken- und Nackenschmerzen, stress- und spannungsbedingte Störungen, chronische Erschöpfung nach Traumen im Gehirn und Rückenmark, Störungen im Hormonsystem.
Viszerale Manipulation
Die Viszerale Manipulation (VM) ist eine manuelle Methode zur Evaluation und Behandlung aller Organe, deren Aufhängungen und der sie umgebenden Strukturen. Sie ist ein völlig eigenständiges Behandlungssystem. In einem optimalen Gesundheitszustand sind alle Organe zueinander und auch zum Bewegungsapparat frei beweglich. Die Verbindungen zwischen den Organen betrachtet der Begründer der VM wie Gelenke. In diesen Gelenken können unterschiedliche Strukturen beeinträchtigt sein, man spricht in diesem Fall von viszeralen Restriktionen (Einschränkungen). Folgen dieser Restriktionen sind Funktionsstörungen der Organe sowie die Herabsetzung der Bewegungsmöglichkeit der sie umgebenden Muskeln, Faszien und Knochen. Dies kann wiederum zu chronischen Reizungen und starken abnormen Spannungszuständen der Organe oder des Bewegungsapparates führen und Schmerzen auslösen. In der VM werden alle Organe der vier Körperhöhlen, alle Knochen, Gelenke und Muskeln, die diese Körperhöhlen bilden, Halsfaszien, das gesamte Hormonsystem, das ZNS und viszeral wichtige Nerven behandelt. Neben den Organen richtet sich unser Augenmerk besonders auf deren Aufhängungen und Verbindungen untereinander. Die VM hat eine große Bandbreite von ganz sanft nicht invasiven bis hin zu stark mobilisierenden Behandlungstechniken. Feine manuelle Techniken arbeiten mit der Eigenbewegung der Organe. Sind diese nicht zielführend, wird durch Dehnung, Druck- und Hebetechniken oder neurovegetative Reflexe die Mobilisation intensiviert.